Hans Braunwalder

Vera Hoffmann: Was ist das Motiv für deine Mitarbeit im Forschungsgarten der biodynamischen Ausbildung Schweiz?

Hans Braunwalder: Ursprünglich wollte ich mich jetzt im Pensionsalter zur Ruhe setzen, einige grosse Wanderungen innerhalb Europas unternehmen und Musik machen! Ich freute mich dann aber sehr über die Anfrage zur Mitarbeit im Forschungsgarten unter der Leitung von José Martinez, und zwar aus zwei Gründen. Mit der Heileurythmie habe ich starke biografische Erlebnisse gehabt und eigentlich wollte ich einmal Eurythmist werden. Andererseits bin ich überzeugter biodynamischer Bauer. Ich habe erlebt, dass das System funktioniert, aber die Wirkung der Präparate konnte ich zwar denken, jedoch noch nicht wahrnehmen. So freut es ich mich, im Forschungsgarten sowohl die Arbeit mit der Eurythmie als auch die Arbeit an der Wahrnehmung überphysischer Wirksamkeiten vertiefen zu können. Ich geniesse es auch, meine Erfahrungen als Bauer den Fachstudierenden weitergeben zu können.

Und wie hat sich die Arbeit im Forschungsgarten für dich in der Folge entwickelt?

Meine Erwartungen sind in drei Gebieten weit übertroffen worden. Im Sozialen erlebe ich eine sehr gute Zusammenarbeit von drei ganz verschiedenen Menschen. Wir sind ein tolles Team, das sich mit seinen Fähigkeiten ergänzt und ständig den respektvollen Umgang übt, in dem alle in Entscheidungsprozesse einbezogen werden und niemand Alleingänge macht. So wächst soziale Substanz. Im pädagogischen Bereich werden die Didaktik und die praktische Vermittlung immer besser. Die Inhalte werden substanzieller und das Anschauungsmaterial immer differenzierter und umfangreicher. Es gibt interessante Forschungsprojekte, zum Beispiel den Kegelkompost.* Die Fachstudentinnen und Fachstudenten nehmen wesentliche Erlebnisse mit, die sich in ihren Arbeitsberichten spiegeln. Man könnte sagen, dass alle ein bewusstes Erlebnis des Lebendigen mitnehmen. Dieses begleitet sie auf ihrem weiteren Weg als Bauern und Bäuerinnen. Es ist eine Begegnung, die du nicht einfach wieder abrufen kannst, sie will immer wieder neu geschöpft werden. Die Erlebnisse im Forschungsgarten können die Grundlage für eigenes entsprechendes Forschen für die zukünftigen Bauern sein. Der dritte wichtige Bereich sind die Forschungsergebnisse selbst. Ich kann das hier nur andeuten, man kann sich aber den nachstehenden Forschungsbericht. Analog den Forschungsergebnissen im Bereich der überphysischen Wahrnehmungen gibt es subtile Unterschiede der Inhaltsstoffe, die analytisch nachweisbar sind, je nach Behandlung mit oder ohne Eurythmie, mit oder ohne Kupferwerkzeug (Tabelle unten). Diese subtilen Unterschiede müssen weiter untersucht werden. Was aber erfreulich und für alle unmittelbar nachvollziehbar ist, von Jung bis Alt, ist der Unterschied im Geschmack der Produkte. Es ist unglaublich, wie viel aromatischer und geschmacklich reicher die behandelten Produkte sind.

Nun gibt es ja kritische Stimmen zu der Art der Forschung, die ihr im Forschungsgarten betreibt, vor allem da, wo es um die Schulung überphysischer Wahrnehmungen geht.

Diese Wahrnehmungsschulung wird von José Martinez in kleinen, verständlichen Schritten aufgebaut, und es kommt jeweils auf den einzelnen Menschen an, wie weit sie oder er sich darauf einlassen will. Damit ist gemeint, dass die Wahrnehmungen im Ätherischen wie das Spielen eines Instrumentes erübt werden können. Eine wichtige Grundlage dafür ist das Bewusstsein davon, wie die Wahrnehmungen zustande kommen. Von verschiedenen Pflanzen, welche mit ätherischen Massnahmen behandelt werden, verschicken wir Proben in ein Labor. Da können wir die Resultate naturwissenschaftlich überprüfen! Das gefällt mir, damit können wir nicht irgendetwas behaupten, sondern es muss im Stoff in Erscheinung treten. Das ist für mich Wissenschaft!

* Der Kompost wird statt auf einer Miete in Kegelform aufgesetzt. In einem gemeinsamen Projekt mit dem FiBL prüft der Forschungsgarten zurzeit diese Idee.