Dynamischer Agroforst
Hintergrund und Motivation
Unser Landwirtschaftssystem basiert auf dem ressourcenintensiven Anbau einjähriger Kulturen. Klimaerwärmung und Biodiversitätsverlust beeinträchtigen deren Gesundheit und Produktivität. Ein wegweisendes Konzept, um mehr Stabilität und Resilienz auf die Landwirtschaftsfläche zu bringen, bietet die dynamische Agroforstwirtschaft (je nach Methode auch «syntropischer Agroforst» genannt) – die Kombination von klassisch landwirtschaftlich genutzten Flächen mit dicht und divers bepflanzten Gehölzstreifen. Diese in den Tropen entwickelte Anbauform ermöglicht die Integration komplexer und gleichzeitig produktiver Ökosysteme auf Landwirtschaftsflächen. Die Gehölzstreifen schaffen Habitate für Nützlinge, speichern Kohlenstoff und beeinflussen das Mikroklima. Die Gehölzstreifen sollen langfristig möglichst ohne externe Einträge (Dünger, Bewässerung, Pflanzenschutzmittel) auskommen.
Die Datenlage, wie sich solche Systeme in den gemässigten Breitengraden umsetzen lassen, ist noch gering. Um die Chancen und Risiken dieser Anbaumethode auszutesten, bedarf es weiterer, langfristiger, praxisbezogener Forschungsprojekte. Als landwirtschaftliche Ausbildungsstätte sehen wir es als unsere Aufgabe, neue Methoden auf ihre Praxistauglichkeit hin zu prüfen. Gemäss unserem Kenntnisstand ist dieses Projekt in dem Umfang und der Ausgestaltung das Erste in der Schweiz.

Das Projekt hat zum Ziel, auf einer Fläche von 0.5ha ein dynamisches Agroforstsystem anzulegen. Komplex gestaltete Gehölzstreifen und Gemüse-/Ackerflächen wechseln sich ab. Es handelt sich dabei um ein langfristiges Projekt (12 Jahre). Der Aufbau der Gehölzstreifen erfolgt in den ersten zwei Jahren.
Integriert wird das dynamische Agroforstsystem praxisnah in einen kleinstrukturierten, produktiven landwirtschaftlichen Biobetrieb im Zürcher Oberland. Durch die Lage an einem gut frequentierten Wanderweg ist eine gute Öffentlichkeitswirksamkeit zu erwarten.

Wichtige Voraussetzungen
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- Auswahl standort- und betriebsspezifisch angepasster Pflanzenkombinationen
- Erfassung von Aufwand hinsichtlich Etablierung und Pflegearbeiten
- Erfassung von Produktivität und Wirtschaftlichkeit
- Qualitatives/quantitatives Monitoring von: Pflanzengesundheit, Schädlingsdruck, mikroklimatischer Effekte, Konkurrenzeffekten, Bodenkohlenstoff und weiterer pedologischer Parameter
- Eine Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen ist angestrebt
Erhoffte Wirkung
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- Durch die Gestaltung eines dynamischen Agroforstes soll:
- ein Forschungs- und Lernort geschaffen werden
- das Wissen darüber intern (den Fachstudenten der BdAS) und extern (Netzwerk, Landwirte, interessierte Personen) praxisnah vermitteln werden
- das Anbausystem durch die Einbindung in einen produktiven landwirtschaftlichen Betrieb kontinuierlich verbessert werden
- die Öffentlichkeit zu agrarökologischen Themen informiert und sensibilisiert werden (mittels Schautafeln vor Ort)